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Weshalb wir in der Krise die mentale Gesundheit pflegen müssen.

Tagtäglich pflegen wir Routinen und Pläne, und das aus gutem Grund: Sie geben uns Sicherheit, ein Gefühl der Kontrolle, eine Struktur und ermöglichen eine enorme Zeitersparnis, indem wir weniger bewusste Entscheidungen treffen müssen. Kurzum: Routinen erleichtern unseren Alltag.  

Was aber, wenn diese Routinen plötzlich wegbrechen und Pläne nicht mehr zu gebrauchen sind? Genau diese Frage dürfte gerade Viele beschäftigen, bei denen plötzlich von Kurzarbeit die Rede, sogar der Arbeitsplatz bedroht ist oder Überforderung durch zuviele Aufgaben im Home Office aufkommt. Wie beeinträchtigt ein unvorhersehbares Ereignis unsere mentale Gesundheit und wie können uns Routinen und Pläne wiederum helfen, diese zu pflegen? 

Menschen reagieren unterschiedlich auf Belastungen 

Unvorhersehbare und plötzlich eintretende Ereignisse sind Belastungen für den Menschen und zeigen sich bei jedem Einzelnen als individuelle Beanspruchung.  

Viele Menschen haben aufgrund des Kontrollverlustes -bewusst oder unbewusst- Angst, vielleicht auch Panik.  Diese zeigt sich in Form verschiedener Emotionen, aber auch Abwehrmechanismen. Einige haben vielleicht mit Wut oder Empörung reagiert. Andere haben die Krise zunächst verleugnet oder ziehen die Resignation vor. Wenn wir Menschen Kontrolle und Freiheit verlieren, dann versuchen wir diese zurückzuerlangen und den Verlust durch verschiedene Handlungen zu kompensieren – in den letzten Wochen konnte man dies besonders anhand der Hamsterkäufe betrachten, die noch durch das soziale Lernen („andere machen es, ich mache es also lieber auch“), verstärkt wurden. Emotionen wie Angst sind also auch ansteckend. 

 
Die individuelle Beanspruchung hängt von verschiedenen Faktoren ab 

Die individuelle Beanspruchung durch eine Krise ist vor allem von zwei Faktoren abhängig: der Persönlichkeit und der Lebenssituation. Bin ich ein extrovertierter Mensch, fällt mir ein Kontaktverbot besonders schwer. Auch neue Lebenssituationen wie ein neuer Job oder eine Trennung vom Partner können die Beanspruchung verstärken.  

Am Meisten werden wir momentan dadurch verunsichert, dass wir das Ende der Krise nicht absehen können. Für viele ist das neu, planen wir doch oft unser Leben schon für die nächsten fünf Jahre. Und gerade deshalb müssen wir derzeit lernen, mit Unsicherheiten umzugehen. 

Wie Sie die Unsicherheit aushalten können 

Zunächst ist es für unsere mentale Gesundheit wichtig, unsere Emotionen als normale Reaktionen auf ein unerwartetes und unnormales Ereignis zu verstehen und für sich die momentane Situation zu akzeptieren. Das Gute ist: Der Mensch ist in der Lage, sich auch an krisenhafte Zustände anzupassen. Akzeptanz meint nicht, zu resignieren, sondern für sich selbst damit im Reinen zu sein, dass es „ok ist, so wie es gerade ist.“ Diese Haltung gibt uns bei dem Verlust von Routinen, Lebensgewohnheiten und der Freiheit wiederum Kontrolle. 

Ich behaupte, dass es trotz der ganzen Flexibilität und fehlenden Routinen trotzdem möglich und auch notwendig ist, Pläne zu machen. Mit Plänen ist nämlich auch etwas ganz Wichtiges verbunden: Ziele. Und Zwischenziele erreicht zu haben motiviert.  

Weiterhin sollte eine Tagesstruktur aufgebaut oder die alte so gut es geht beibehalten werden. Wenn Sie sonst mit den Kollegen einen Mittagsspaziergang gemacht haben, dann behalten sie diese Routine bei, nur eben alleine.  

Halten Sie soziale Kontakte aufrecht. Wir benötigen weiter Resonanz. Social distancing bedeutet vielmehr physical distancing. Nutzen Sie die digitalen Medien und sprechen Sie miteinander. Besonders für unser Immunsystem ist das jetzt wichtig, denn dieses wird durch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.  

Nutzen Sie die Zeit, um Ihre sozialen Kompetenzen zu trainieren 

In Ausnahmesituationen sind Konflikte mit dem Partner oder der Familie oftmals vorprogrammiert. Die jetzige Situation raubt uns viel Energie und psychische Arbeit, so ist es kein Wunder, dass es schnell mal krachen kann. Hier hilft es dann, sich bewusst von der Konfliktsituation und auch dem Raum, wo dieser stattgefunden hat, Abstand zu nehmen, beispielsweise durch einen Spaziergang. Erst wenn sich die Situation beruhigt hat, sollte das Konfliktgespräch gesucht werden. Wichtig ist bei der Konfliktfähigkeit auch die Empathiefähigkeit. Achten Sie bewusst darauf, wie es gerade Ihrem Partner, Eltern oder Ihren Kindern geht. 

Das Beste aus der Situation machen 

Es kann helfen, zu überlegen, wo mich die Krise eigentlich einschränkt und wo nicht. Schätzen Sie sich glücklich, wenn sie gesund sind. Versuchen Sie, sich nicht zu sehr in Grübelspiralen zu verlieren („Was sollte anders laufen, was könnte passieren“).  

Machen Sie das Beste aus der jetzigen Situation und behalten Sie eine positive Einstellung bei. Rufen Sie sich Ihre Stärken ins Bewusstsein. Nutzen Sie die Möglichkeit der Entschleunigung, die Sie jetzt erfahren. Oft heißt es, dass es gerade die schlechten Erfahrungen sind, die uns zeigen, was wir eigentlich wollen. Was ist Ihnen jetzt wichtig? 

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